Gegen die Wand

Regie u. Drehbuch: Fatih AKIN
Kamera: Rainer KLAUSMANN
Mit: Birol ÜNEL, Sibel KEKILLI, Catrin STRIEBECK, Güven KIRAC, Hermann LAUSE, Meltem CUMBUL u.a.

D 2004, ca. 120 Min.

Mittwoch, 3. Nov. 2004

„Sie können ihrem Leben auch ein Ende setzen ohne sich umzubringen“, meint der Arzt. Und Cahit (Birol Ünel), 40, der wegen eines Selbstmordversuchs in der geschlossenen Abteilung eines Krankenhauses liegt, weiß genau, was damit gemeint ist: Er muss ein neues Leben beginnen. Auch wenn die Wut, die immer noch tief in seiner Seele sitzt, weiter danach schreit, mit Alkohol und Drogen betäubt zu werden.

Im Krankenhaus trifft Cahit auf Sibel (Sibel Kekilli) – 20, schön, lebenshungrig und wie Cahit türkischer Herkunft, aber in Hamburg aufgewachsen. Auch sie hat einen Selbstmordversuch hinter sich. Ausbruch aus dem Gefängnis, das ihre streng gläubige, traditionsbewusste Familie um sie herum aufbaut.
Ihre einzige Chance auf ein Leben wie andere junge deutsche Großstädterinnen sieht Sibel darin, Cahit zu einer Scheinehe zu überreden. Nach kurzem Zögern stimmt er zu.

So teilen sich die beiden eine Wohnung, doch kaum mehr. Sibel kostet ihre neu gewonnene Freiheit voll aus, Cahit geht weiterhin mit seiner flüchtigen Bekanntschaft Maren ins Bett.
Bis sich die Liebe langsam in sein Leben einschleicht. Er verliebt sich in Sibel – und findet wieder Freude am Leben, Kraft, weiter zu machen. Seine Aggressionen hat er allerdings noch immer nicht im Griff.
Die egozentrische Sibel trifft sich weiterhin mit anderen Männern – bis auch sie ihre Gefühle für Cahit entdeckt.
Doch erst als eine Katastrophe passiert, bekommen beide einen klaren Kopf – für ihre Liebe ist es jedoch vermutlich zu spät...

Die Idee zu „Gegen die Wand“ hat der türkischstämmige Hamburger Fatih Akin mit sich herumgetragen, seit eine türkische Freundin ihn vor Jahren bat, sie zum Schein zu heiraten. Ursprünglich wollte Akin daraus eine Komödie spinnen, geschrieben und gedreht hat er jedoch ein Drama, das  es in sich hat.
Schon der Einstieg bereitet die Zuschauer auf die Tragödie vor: Fatih Akin hat sich von der Antike inspirieren lassen und unterteilt seinen Film durch Musik in Akte, wenn er auch statt des Chors eine türkische Band plus Sängerin auftreten lässt. Der melancholische Gesang bietet eine raffinierte Einstimmung auf den Film, in dem Akin sich mutig aller Mittel des großen Gefühlskinos bedient.
Sein raues Sozial- und Liebesdrama ist ungeschminkt, direkt und schmerzhaft.

Ausgezeichnet mit dem Goldenen Bären der Filmfestspiele Berlin 2004 und mit dem Preis des Internationalen Verbandes der Filmkritik.


Die ausführliche Broschüre der deutschen "Bundeszentrale für politische Bildung" kann als pdf herunter geladen werden.