Die Klavierspielerin

Regie: Michael HANEKE
Drehbuch: Michael Haneke
, nach dem gleichnamigen Roman von Elfriede JELINEK
Kamera: Christian BERGER
Mit: Isabelle HUPPERT, Benoît MAGIMEL, Annie GIRARDOT, Anna SIGALEVITCH, Susanne LOTHAR, Udo SAMEL u. a.

Frankreich/Österreich 2001, 130 Min.

Mittwoch, 30. April 2003

Erika Kohut (Isabelle Huppert) ist Klavierprofessorin in Wien und lebt mit ihrer sie tyrannisch kontrollierenden Mutter (Annie Girardot) in einer ambivalenten Symbiose. In der Wohnung kommt es zwischen den beiden Frauen immer wieder zu wüsten Auseinandersetzungen einerseits und fast inzestuösen Bettkuscheleien andererseits. Außerhalb der Wohnung spielt Erika wunderbar Klavier, spricht eindrucksvoll über Musik, ist eine begehrte Lehrerin - kalt, emotionslos, gnadenlos, für die anderen völlig unnahbar, immer aufs äußerste kontrolliert. Ihre unterdrückte Sexualität lebt sie in voyeuristischen Streifzügen durch Peepshows und Pornokinos sowie in masochistischen Akten der Selbstverstümmelung aus. Bei einem  Hausmusikabend lernt sie der junge Student Walter Klemmer (Benoit Magimel) kennen und ist von ihr angezogen. Er wirbt um sie und schafft es sogar, in ihre Klasse aufgenommen zu werden. Lange weist ihn Erika arrogant und verletzend zurück. Als sie schließlich nachgibt, besteht sie aber unerbittlich darauf, die Kontrolle über die Situation zu behalten. Als Ausdruck größter Annäherung offenbart sie ihrem Liebhaber schließlich ihre sadomasochistischen Wünsche und durchbricht damit ihren Panzer. Doch Walter ist völlig überfordert und angeekelt, sein Begehren wandelt sich in Hass. „Es ist vollkommen krank, was du hier machst, und es tut weh.“ Das Ende ist blutig.

Michael Hanekes Verfilmung von Elfriede Jelineks gleichnamigem Roman verstört und geht mit seiner kalten Beobachtung der Erniedrigungen, der Gewalt und des „Obszönen“ bis an die Grenzen des Erträglichen. Haneke baut viel Grundspannung auf mit den Gegensätzen zwischen dem  Wohlklang der klassischen Musik und den Abgründen, die sich hinter der Titelfigur verbergen.

Gleich drei Preise heimste die französisch-österreichische Koproduktion in Cannes 2001 ein: Neben den Darstellerpreisen für Isabelle Huppert und Benoit Magimel wurde DIE KLAVIERSPIELERIN auch mit dem Großen Preis der Jury bedacht.

Filme von Michael Haneke:
Wer war Edgar Allen? (1984), Bennys Video (1992), Funny Games (1997), Das Schloss (1997), Code inconnu (2000 - s. ARCHIV 28.11.2001), Caché (2005 - s. ARCHIV  29.3.2006), Das weiße Band (2009, s. 13.1.2010) u.a.